
“Feast” ist die Reflexion eines ästhetisierten, beschleunigten, zweckentfremdeten“Fressens”, einer abgehobenen Konsumästhetik, die, so der Befund, in den letzten Jahren immer mehr und bis zum Zusammenbruch zum Selbstzweck (Systemerhaltung) erhoben wurde (und immer noch wird).
Das Textmaterial von “euforia & herbst” wird – ausgehend von der Auseinanderset- zung mit ästhetischen Theorien (Kierkegaard, Adorno) – performativ auf drei Ebenen umgesetzt: Das Konsumieren (in diesem Fall das Essen) und die Vorbereitung aufdiesen Konsum wird re ektiert und so vollzogen, dass auf das Medium Sound Rücksicht genommen wird, ebenso wie auf das Medium Video. Das Darüber-Sprechen (also die Reflexion) wird schlussendlich wieder Selbstzweck, auf dem Weg des ästhetisierten Wiederholens (oder Reproduzierens).
“Feast” deshalb, weil die Vorgänge ausufern, unkontrollierbar anwachsen und (vor Erschöpfung) in sich zusammenfallen. Das schlussendlich ebenso Unkontrollierbare an der Performance sind die Geräusche, die in Loops wiedergegeben werden. Das Of- fensichtliche ist der rein ästhetische Genuss im Moment, der kein Davor und Danach, keine Ethik, kennt.
In Kooperation mit Viennese Soulfood & sub etasch. Fotos: Rania Moslam, Annalisa Cannito, euforia & herbst.

ja, ich denke, würden wir unseren geist nicht einsetzen zum zweck des genusses, wäre dasverrat am menschlichen.
wo doch alles in krisen und in blasen und vorstellungen ist, wo doch alles platzen kann, und sich über uns ausbreiten kann.
du mußt dich doch zurücknehmen können, das ist die hauptbedingung des genusses.
die leute haben eben keinen hausverstand mehr.
ich war einer der wenigen, die schon 2002 gesagt haben: das geht übel aus. es kann der ATXnicht so groteske Zuwachsraten haben.
die originalität ist der ästhetik verlorengegangen, denn sie ist in die bilder verschwunden, und damit in home-pcs, plasma-fernseher, werbe-plakate und hochglanz-magazine.
die originalität ist aus der ästhetik verschwunden, weil die ästhetik auch sonst überall ist, im essen, in den gebrauchsgegenständen, und die ästhetik ist funktionalität für das schnelle, un- zusammenhängende, einfache.
die ästhetik ist nur mehr im moment, zusammenhängend ästhetisch denken ist uns verlorenge- gangen, das leben als verlauf sieht niemand mehr ästhetisch.
die lebensführung ist keine ästhetische kategorie mehr – die lebensführung ist dem zwang der funktionalität unterworfen.
doch produziert irgendwann, müssen wir annehmen, die produktion ihre eigene konvention. sollten wir also von dauer sprechen, von sukzession in der zeit, sprechen wir von konvention, von wiederholung, von langeweile.
in der kunst wird das werden des subjekts dargestellt, da gibt es kein resultat, da kann es keinresultat geben.
die ästhetik muss nur ihren rang zurückerobern – dann ist jeder krieg und jede krise nichts an- deres als eine faszinierende dramaturgische wendung.
(Textausschnitt aus “Feast”)

Performance, euforia & herbst, 2009
mit Johannes Bode, Martin Sagmüller, Annalisa Cannito
Performances:
Roter Bogen, Wien, 2009
sub etasch, Gmünd, 2009
“soundpicknick”, translocation 09, Grafenschlag, 2009