Videoinstallation, Semperdepot Wien, 25.-28. Jänner 2018
Projektion: Backstage (15:14 min)
Video 1: Trailer (2:20 min)
Video 2: Bühnen (17:17 min)
Video 3: Szene 7 / Erschöpfung (5:39 min)
Video 4: Außerhalb (6:34 min)
Video 5: Szene 4 / Lady Gaga (5:39 min)
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Rina: liebe gäste, manche szenen mussten wir aus termingründen vor beginn aufzeichnen.
entschuldigen sie mich für einen moment. (telefoniert) hallo, ich bins. ich hab heute den räumungsbescheid bekommen. wenn wir nicht bezahlen, sind wir montag draußen. wir können nicht mal einen teil der raten bezahlen. ich weiß nicht, was ich jetzt machen soll. übrigens: boris scheißt drauf. ruf bitte zurück. (in die kamera) wir sind im arsch.
R, im backstage, in die kamera:
boris hatte einen supernicen sommer. dauernd in der sonne, in kuba, das schwein. während ich hier versucht hab, unser gemüse anzubauen, damit wir durch den winter kommen. sicher, wir hatten auch ab und zu mal eine party, haben ein bisschen was getrunken, uns schön angezogen, ja. haben auch mal den einen oder anderen tag verpennt. doch die zeiten haben sich sowieso schon geändert, ihr solltet euch ruhig schon mal daran gewöhnen. übt schon mal. es wird zeit, dass wir uns um andere sachen sorgen machen. die hochglanzmagazine erzählen uns nicht mehr länger, wo wir unsere bio-aubergine, ja die melanzani, fair trade aus deutschland, kaufen können.
ok, ich erzähl euch was passiert ist. also, die beiden waren betrunken. und haben eigentlich gar nichts bemerkt. ich hab eigentlich auch nichts bemerkt, war nur kurz draußen zigaretten holen. wenn man so einen investor hat wie wir kann alles ganz schnell gehen, von einer sekunde auf die andere, und aus ist es. und du sitzt nicht nur ohne kohle da, sondern auch ohne unterkunft, auf der straße quasi. am schotterweg. oder im gras. naja, wir haben uns irgendwie gedacht, boris könnte uns damit rausholen. wir, er und ich – ja, und vielleicht er auch noch – wir hätten es gemeinscham schaffen sollen. ihr wisst, wovon ich rede. ja, genau. und dann kam alles ganz anders. aber klar, es kommt immer alles ganz anders, da erzähl ich euch wohl nichts neues. wir haben dann diesen hof gekauft..
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diese stille! unheimlich
wenn wir aufhören, wird dieses strukturell benachteiligte gebiet weiter benachteiligt.
Die Frage, die wir uns gestellt haben, ist: wie können wir einen weltstar wie boris urban ins waldviertel holen? dabei gibt es hier nicht einmal jugendliche. wer soll denn zu seinem konzert gehen? wie sollen wir hier bloß in innovationszirkeln, verschiedenen zeitzonen und kulturellen kontexten arbeiten? das birgt die gefahr, die junge generation zu verlieren. die jungen drohen dort hin zu gehen, wo sie optionen sehen und sinn finden – in dynamischen, ausländischen märkten! das verunsichert uns Entscheider natürlich. wie sollen wir auf diese entwicklungen reagieren? wir wollen hier sinnstiftende visionen etablieren. wir geben euch die möglichkeit, euch auszudrücken und darzustellen. karriere und geld sind dabei unwichtig. werte, werte, werte. wir setzten auf werte. 70 prozent innovation für 41 prozent vertrauensarbeitszeit. wenn sich das nicht auszahlt!
ich hab angst, wenn es so still ist. bitte sprich weiter.