Walden
von Henry David Thoreau
Eine romantische Lecture-Performance von und mit Rina Juniku und Johannes Bode.
Massachusets, USA, 1845: Henry David Thoreau begibt sich mit einer geborgten Axt zum Waldensee. Er baut sich am Ufer eine kleine Hütte, in der er zwei Jahre lang leben will – ein „Experiment“:
„Ich wollte tief leben, alles Mark des Lebens aussaugen, so hart und spartanisch leben, dass alles, was nicht leben war, in die Flucht geschlagen wurde.“
Seine Erfahrungen hält Thoreau in „Walden“ fest, das heute als erster Text über Selbstversorgung und Naturschutz gilt, als frühe Kritik der Globalisierung, aber auch als gesellschaftsfeindliche, romantische Natur-Verklärung und als Angeberei eines Narzissten. Bis heute ist Thoreau einer der meistzitierten amerikanischen Autoren, für die einen verkörpert er das „wahre Amerika“ und wird als grundlegender Denker für die Bürgerrechtsbewegung angesehen, der Mahatma Gandhi und Martin Luther King inspirierte – für die anderen ist er ein Faulpelz, Menschenfeind und Anarchist.
„Walden“ ist sprachlich virtuos und poetisch, kritisch und kompromisslos, humorvoll und nicht zuletzt ein packendes Plädoyer für Eigenständigkeit und Unangepasstheit. Der Text wurde von Rina Juniku und Johannes Bode als Theaterperformance neu konzipiert und umgesetzt – eine kritische Untersuchung, die das Publikum nicht gehen lässt, ohne selbst einen Standpunkt zu beziehen.

“Ich sehe junge Leute, deren Unglück es ist, daß sie Bauernhöfe, Häuser, Scheunen und Vieh geerbt haben. Es stände besser um sie, wären sie auf offener Weide geboren und von einer Wölfin gesäugt, denn dann würden sie mit klaren Augen erkennen, wo das wahre Feld ihrer Tätigkeit liegt. Wer hieß sie Sklaven des Bodens sein? Warum sollen sie ihre 20 Hektar Land verzehren, wenn ein Mensch doch nur dazu verdammt ist sein Häufchen Schmutz zu essen? Warum sollen sie gleich nach der Geburt damit beginnen ihr Grab zu graben? Sie sollen ein Menschendasein führen, sich dabei mit all diesen Dingen abplagen und so gut wie möglich vorwärts zu kommen versuchen. Manche arme unsterbliche Seele kreuzte meinen Weg, fast erdrückt und erstickt unter ihrer Last!
Das scheinbare Verhängnis – gewöhnlich Schicksal genannt – heißt sie Schätze sam meln, welche die Motten und der Rost fressen und denen die Diebe nachgraben. Ein Narrenleben haben sie geführt: das wird ihnen am Abend ihres Daseins klar werden.“

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Fotos: Gerald Muthsam, Renate Nigischer





